Das Ouessantschaf, auch Bretonisches Zwergschaf genannt, ist mit einer Widerristhöhe von unter 50 cm die kleinste Schafrasse Europas. Seinen Namen verdankt diese Rasse einer 15,6 km² großen, baumlosen, französischen Atlantik-Insel. Die Entstehung ist eng mit den Haltungsbedingungen und der traditionellen Landwirtschaft auf dieser Insel verbunden und somit ein Relikt einer Kultur, die im 19. Jahrhundert Risse bekam und im 20. Jahrhundert völlig zerbrach. Die Ursprünge der Rasse liegen höchstwahrscheinlich noch viel weiter zurück. So fanden Archäologen bei Ausgrabungen mehrere tausend Schafknochen, die auf den Zeitraum von 750 bis 450 v. Chr. zurückdatiert wurden. Die frühesten schriftlichen Quellen, die Schafe auf der Insel belegen, stammen aus dem 17. Jahrhundert. Die Schafe wurden zu dieser Zeit in großen Herden gehalten und konnten sich zwei Drittel des Jahres frei auf der Insel bewegen. In dieser Zeit galt sogenannte Weidefreiheit und niemand durfte ein Schaf daran hindern zu fressen wo es wollte. Lediglich die eingefriedeten Gärten waren tabu. Am 15. März eines jeden Jahres wurden die Tiere in entlegene, nicht kultivierte Bereiche verbracht und dort eingepfercht. Bis zum 15. Juli wurden dann die traditionellen Getreidesorten geerntet und erst dann befreite man die Schafe wieder. Später verlor sich diese Form der Weidehaltung leider vollständig. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts kamen erste Touristen auf die Insel und die kleinen Schafe kamen auch auf dem Festland in Mode. Bis dato wurden die Tiere hauptsächlich zur Fleisch- und Wollproduktion gehalten. Die Rasse geriet ein wenig in Vergessenheit doch ab den 1970er Jahren fanden sich wieder zunehmend neue Liebhaber. Mittlerweile wird die Rasse häufig in kleinen Gruppen als Hobbytiere gehalten. Auch in unseren Zoos findet man sie häufig. So gibt es insgesamt 108 öffentliche Haltungen in Deutschland und weitere 208 weltweit (Zootierliste Stand: 05.06.2024).
