Melursus ursinus ursinus
(SHAW, 1791)
Der Indische Lippenbär ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären. Er weist im Bau der Schnauze einige Anpassungen an eine vorwiegend aus Insekten bestehende Nahrung auf. So sind beispielsweiße die unbehaarten Lippen verlängert, sehr beweglich und können ausgefahren werden. Ebenfalls verlängert ist die schmale Zunge, die weit herausgestreckt werden kann. Die bis zu 1,80 m langen Tiere kommen in Indien und vereinzelt in Bangladesch, Bhutan und Nepal vor. Sie bewohnen eine Vielzahl von Lebensräumen zwischen tropischen Feuchtwäldern und Grasländern, finden sich aber am häufigsten in feuchten Grasländern und feuchten und trockenen Laubwäldern. Im Gebirge steigen sie selten bis in Höhenlagen von über 1500 m empor. In den Wäldern der Westghats in Indien findet man sie allerdings auch bis etwa 2000 m über dem Meeresspiegel. Die Tiere können zu jeder Tageszeit aktiv sein, meist jedoch in der Nacht. Tagsüber verbergen sie sich in Höhlen oder in dichter Vegetation. Im Gegensatz zu vielen anderen Bären halten sie keine Winterruhe, fallen aber während der Regenzeit in eine Phase verhältnismäßiger Inaktivität. Lippenbären leben wie alle Bären einzelgängerisch. Ihre Streifgebiete können sich jedoch zum Teil erheblich überlappen. Obwohl Lippenbären eher scheue Tiere sind, gelten sie manchmal als aggressiv. Das rührt daher, dass sie aufgrund ihres sehr schlechten Gesichts- und Gehörsinnes einen näher kommenden Menschen erst im letzten Moment bemerken und dann erschrocken reagieren. Zur Verteidigung bringen sie dann vor allem ihre langen Krallen zum Einsatz. Manchmal verwüsten sie auch Plantagen und werden deswegen verfolgt. Ein weiterer Grund für die Bejagung ist die Verwendung ihrer Körperteile als Nahrung oder zu medizinischen Zwecken. Der Gallenflüssigkeit werden ähnliche heilende Kräfte zugeschrieben wie der des Kragenbären. Die Tiere werden in einigen Regionen Indiens auch als Jungtiere lebend gefangen, um sie später als Tanzbären einsetzen zu können. Hauptbedrohung ist aber heute die Zerstörung ihres Lebensraums durch Waldrodungen; durch die Einebnung von Termitenhügeln werden sie zusätzlich ihrer Nahrung beraubt. Die IUCN listet die Art als gefährdet. Die Gesamtpopulation der Lippenbären wird auf rund 7.000 bis 10.000 Tiere geschätzt. Die höchsten Bestandsschätzungen gehen von 20.000 Tieren aus. In unseren Zoos sind Indische Lippenbären nur selten zu finden. So gibt es nur 3 Haltungen in Deutschland und weitere 4 im restlichen europäischen Raum (Zootierliste Stand: 11.05.2021).
Deutschland:
- Berlin (Zoologischer Garten)
- Leipzig (Zoo)
weiterer EAZA-Raum:
- Hilvarenbeek (NLD) (Safaripark Beekse Bergen)